Nach dem, was wir bis heute wissen, gab es im Wallis zu keiner Zeit eine eigentliche Strohindustrie.
Allerdings war die Strohverarbeitung offensichtlich in verschiedenen Tälern als Heimarbeit für den lokalen Gebrauch heimisch. Dabei ging es insbesondere um die Herstellung von Trachtenhüten, die heute noch in jedem Seitental durch ihre Eigenart auffallen.
Diese Trachtenhüte bestehen in der Basis meistens aus einer Haube (Gupf mit Krempe), die aus zusammengenähten Strohtressen (geflochtene Strohbänder) gefertigt ist. Diese Haube verschwindet jedoch unter den Garnituren, so dass man sie nur noch auf der Innenseite des Hutes sehen kann. (Beispiel: Kreeshut im Lötschental)
Wie in anderen Gegenden der Schweiz wurde das Stroh zu verschiedenartigen Bändern (Tressen) verflochten, die dann zu Hüten verarbeitet wurden.
Die Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde hat dies mit dem Film «Der Strohhut» von Yves Yersin im Jahre 1970 umfassend dokumentiert. Die schriftliche Beschreibung dazu ist im SGV-Heft (Abteilung Film) Nr. 56 «Hutmacherinnen im Lötschental» von 1987 zu finden.
Weitere Informationen weisen darauf hin, dass es im Zuchthaus von «Crêtes Longues» bei Sierre bis Ende des 2. Weltkrieges ein Stroh-Atelier gab. Hier wurden im Winter kleine Stroharbeiten, Strohschuhe und insbesondere Einlegearbeiten (Intarsien) aus Stroh hergestellt.
Silvie Eberle, Salins und Patrick Rudaz, Pringy/FR haben aufgrund ihrer Nachforschungen in den letzten Jahren entsprechende Hinweise gefunden.
Hubert Boschung, Oktober 2001
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