Industrie

Kanton Obwalden


Offensichtlich war die Strohverarbeitung, inbesondere das Knüpfen von Röhrlihüten (das «Hüetle»), in diesem Kanton im 19. Jahrhundert stark verbreitet. Eine blühende Heimindustrie entstand jedoch hier erst ab der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts.

 

Es wurde dazu Hafer- oder Roggenstroh verwendet. Die Hüte konnten zu 50–80 Rappen pro Stück abgeliefert werden. Die Hüetlerei war vorallem Sache der Frauen. Eine geschickte Hutknüpferin konnte angeblich im Tag bis zu zwei Hüte fertigstellen.

 

Wie anderswo spielte auch hier der Fergger oder die Ferggerin eine entscheidende Rolle. Als Vermittler zwischen den Heimarbeiterinnen und den Fabrikanten bestimmten sie die Auftragsbedingungen und prüften die Qualität der Produkte. Ferggstellen gab es in Giswil, Kerns, Lungern, Melchtal und Sarnen.

 

Die Auftragslage war sehr stark vom Ausland abhängig, denn die Röhrlihüte wurden mehrheitlich in die europäischen Länder und nach Amerika exportiert.

 

Wie im Kanton Freiburg, gab es ab 1924 mit der damaligen Canotier-Mode eine letzte Erfolgswelle für den Röhrlihut.

 

Dank der garantierten Gewerbefreiheit ab 1851 etablierten sich verschiedene Fabrikanten im Kanton, so die Aargauer Firma Georges Meyer & Co aus Wohlen. Dieses bekannte Unternehmen eröffnete dann im Jahre 1892 eine Flechtfabrik in Sarnen, welche heute noch als die «Hüetli» bekannt ist. Hier wurden auf Flechtmaschinen verschiedenste Flechtbänder aus verschiedenen Materialien als Halbfabrikate produziert. Diese Flechtbänder dienten wie die Strohbänder (Tressen) zur Herstellung von genähten Hüten.

 

Die Hutfabrikation erlebte in dieser Region dasselbe Schicksal wie anderswo in der Schweiz. Die Auftragslage wurde letztlich durch die Launen der Mode bestimmt.

 

Hinweise:

– Abriss über die Geschichte der Strohindustrie in der Schweiz

– Bericht von Marie Bucher–Ettlin, Kerns


Hubert Boschung, November 2000 (Quelle: Bericht von Bernadette Maria Koter)